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Gestern haben wir’s endlich geschafft und den Aermelkanal ueberquert. So sind wir nun in Dover und planen eigentlih schon wieder die Weiterfahrt nach Brighton. Mal sehen, ob wir’s so weit schaffen, oder ob die Tide uns doch zu einem Zwischenstopp zwingt.

Die Ueberquerung war eigentlich recht unspannend. Der Verkehr war nicht so dicht, wie erwartet. Eigentlich habe ich das Gefuehl, dass wir bei der Ausfahrt vom NOK, Richtung Cuxhaven wesentlich mehr Schiffen begegnet sind (und diese uns auch regelrecht anvisierten !)

Na auf jeden Fall sind wir dann Gestern Abend hier in Dover angekommen und natuerlich sogleich ins erstnaechste Pub gestuerzt, wo ich nun endlich mein ersehntes Pint of Guinness geniessen konnte. Recht schick’ dekoriertes Pub im uebrigen – richtig korrekte ‘wurmstichige Hafenkneipe’. Mit Flaggen, Bildern von historischen Schiffen, Bullaugen, Gewehren, lebensgrossen Piratenfiguren, usw.

So. Na dann schaun’ wir mal, wie der angekuendigte N-Wind so ist und ob er uns nach Brighton rueberblaest…

Yeah baby… rock ‘n roll ! Nachdem wir unseren ersten Sturm am Meer erlebt haben, muss ich mein erstes Post schreiben und sagen, dass mit dem mutigsten Kapitan auf der Welt und so ein tolles Schiff… es gibt nichts zu befuerchten. Jetzt kann der Himmel auf unsere Koepfe fallen !

Und ich muss bestaetigen, was ich so oft von anderer Segler Erzaehlungen gehoert habe, dass obwohl wenn man da drinnen ist und es  gibt nur einen Wunsch “komm Deus Ex Machina und hol mich hier raus ” (SCHNELL!), eigentlich es war ein geiler Ritt.

Das beste: wenn man die letzen Tonnen vorbei segelt, rein in den Hafen und dann komplett nass und eiskalt mit den letzten Kraeften festmacht, das klebrige Oelzeug aussieht und das letze Paar trockene saubere Socken findet ! Aaahhh… ein verdientes Anlege Bier, draussen Regen und Wind, wir gucken uns gleichzeitig stolz und erleichtet und ge-hen-schla-fen.

…ein Bagger natuerlich !

So. Wir muessen aus dem Hafen raus, die wollen hier vermessen. Heute zweiter Versuch richtung Westen….

Ich glaube, ich habe die Geschichte auf dem Blog der Spica gelesen. Und das war in etwa so: “Nach ueber einer Woche des Wartens auf besseres Wetter, haben wir uns entschlossen trotz unpassendem Wind von Helgoland abzulegen. Der Hafenmeister verabschiedete uns mit den Worten ‘Bis spaeter…’.
Wir liessen uns ordentlich durchschuetteln und nach sechs Stunden waren wir zurueck in Helgoland.”

Tja. Und ging’s Gestern genauso. Eigentlich war etwas weniger Wind und aus suedlichen Richtungen angekuendigt, weswegen wir einen weiteren Versuch richtung Westen wagten. Wir haben ca. 25sm geschafft, aber nach sehr heftigen Gewittern haben wir uns doch entschlossen umzukehren. So sind wir am Abend wieder im Nothafen in Borkum gelandet. Hier werden wir nun erst mal wieder 1-2 Tage warten, das Wetter soll ja bessere werden. Angeblich.

Warum wir nun doch nicht durch die Kanaele fahren wollen ? Tja, hauptsaechlich weil es uns zu lange dauert. Und ausserdem fahren wir nur seeehr ungerne unter Motor. Da warten wir eben lieber noch etwas und koennen dafuer segeln.

Da hatten wir vier Tage in Cuxhaven auf den passenden Wind (sozusagen ein ‘Wetterfenster’) gewartet – das haetten wir uns auch sparen koennen. Gestern um drei Uhr morgens sind wir auf und gegen 03:40 haben wir abgelegt. Bei ruhigen drei Windstaerken mit Halbwindkurs Richtung Westen, ereignislises Segeln unter Windsteuerung. Spaeter Wind mit 4-5 Beaufort.

Aber irgendwas stimmt doch da nicht, oder ? Das ist doch die Nordsee…. Ah ! Das ist es:

So gleiten wir mit 6-7 Knoten an den Ostfriesischen Inseln vorbei und der Wind frischt weiter auf. Vor Norderney dann 2. Reff, Genua gerefft. Dann kommt endlich Borkum in Reichweite und es faengt an zu nieseln. Der Wind nimmt zu. – Was’n los ? Waren doch eigentlich nur 5Bft angekuendigt… Naja, mittlerweile haben wir Windstaerke 7 und fahren im 3. Reff auf Borkum zu.

Die letzten 8 Seemeilen fahren wir nur noch mit Grosssegel und Motorunterstuetzung. Die Nordsee zeigt, was sie kann… Die Kinder sind super drauf und sitzen unten, lesen und malen waehrend das Schiff die Wellen rauf und runterspringt. Windstaerke ? Keine Ahnung, die Gischt fliegt und die See ist schon eher weiss als schwarz. Die Wellen sind trotz Landnaehe enorm. Naja. Um Mitternacht legen wir im Nothafen Borkum an. Wilder Ritt !

So. Jetzt aber schnell fruehstuecken. Wir muessen noch mit der Tide die Ems hoch. Jetzt fahren wir erst mal ein paar Tage Kanaele durch Holland. Mit ‘nem Kaese am Ruecken und ohne Segel. ;-)

Nach einem Monat der Reparaturen (Schiff und Koerper) und ein wenig Segeln lassen wir nun die Ostsee hinter uns und erreichen morgen die Nordsee. Und wir machen uns ja noch immer grosse Hoffnung, dass wir passenden Wind fuer einen schoenen Trip nach Amsterdam haben. Aber zur Zeit sieht’s so aus, als ob zwar die Richtung passen wuerde, der Wind aber viel zu viel wird. Anfangs lauschig, Mittwoch/Donnerstag dann +7Bft. Und das ist – gerade in der Nordsee definitiv nicht unsere Sache ! Tja. Wir werden einfach Dienstag morgen wieder nachsehen und uns entscheiden.

So genug vom Wetter der Zukunft geschrieben. Heutige Realitaet: Wir mussten leider unseren guten Freund Wolfgang verabschieden, der uns die letzten Tage begleitet hat, heute aber zurueck nach Berlin muss. Du wirst uns sehr fehlen !!! Aber Wolfgang hat uns noch ein ganz tolles Fotos gemacht:

Endlich wieder unterwegs – ach, das fuehlt sich gut an. Anfangs, noch in der Flensburger Foerde hatten wir recht viel Wind und fuhren nur unter 1fach gerefftem Gross hinaus auf’s Meer, bis der Wind dann voellig wegstarb. Inzwischen bastelte ich mal am Vorschiff neue Stagreiter in unsere neue Selbstwendefock und hab noch Bloecke angebracht, usw… Sehr schoen ist das – nur halt leider kein Wind. Dafuer hat uns dann spaeter ein Gewitter ueberrollt, wobei die Windstaerke in diesem Fall innerhalb von einer halben Minute von 2Bft auf 7Bft hochschnellte. Und der Regen (viel !) kam waagrecht. Heieiei.

Dann war der Wind auch gleich wieder weg und wir fuhren unter Motor in die Nacht wo uns zu spaeter Stunde dann Nikola und Markus aus Hamburg empfingen um nochmal schnell auf Gui’s Geburtstag anzustossen. Die beiden moechten mit ihren Kindern und der wunderschoenen Ketch ‘Supermolli’ naechstes Jahr zu einem ~2 jaehrigen Segeltoern aufbrechen. Da hat man natuerlich immer viel zu erzaehlen und zu fragen. War ein sehr lustiger Abend.

Tja und in Kuerze geht’s weiter in den NOK, damit wir spaetestens Dienstag Mittag startklar fuer die Nordsee sind. Denn dann sollte der fuer uns passende Wind kommen – und das kommt in der Nordsee ja nicht so oft vor. Also hoffen wir mal, dass das erwartete Tief auch wirklich schoen ueber Mitteleuropa hinwegzieht, damit wir unseren NE/N Wind bekommen. Gruesse aus Laboe !!

Und was fuer eine wunderschoene Etappe. Auch wenn wir leider mangels Wind (es war totale Flaute !) die gesamte Strecke unter Motor fahren mussten, so sind Nachtfahrten doch immer was magisches. – Das laesst einen das Diesel-brummen vergessen.

Wir starteten erst gegen 13h, da wir noch ein kleines technisches Problemchen mit dem Motor hatten (der wollte nicht starten, weil der Griff des Oelmessstabes eine Gluehkerze kurzgeschlossen hatte und die ‘Sicherung’ durchbrannte.) Das war schnell behoben und dann ging’s los, am Kap Arkona mit seinen Kredefelsen und dem Leuchtfeuer vorbei und entlang der Nordkueste immer Richtung Westen. Am Nachmittag uebernahm Gui das Steuer und ich machte am Abend ein kleines Nickerchen, da ich dann gegen Mitternacht die Wache uebernahm.

Und waehrend die Crew schlief, hatte ich ausreichend Zeit, den unglaublichen Sternenhimmel zu betrachten, ein Buch von Moitessier (A sea vagabond’s life) zu lesen und mit dem Kartenplotter zu spielen. Das Buch ist im uebrigen recht gut, wiederholt aber leider viele Passagen aus anderen seiner Buecher, was natuerlich etwas nervig ist… Und den Kartenplotter kapier’ ich nun auch. Hehehe. Tja, dann ist nachts natuerlich in der Ostsee immer recht viel Verkehr und irgendwann schaute dann auch mal eine schlanke Mondsichel vorbei, bevor dann um 03:15h schon wieder die Sonne hervorkroch. Und auch wenn’s kitschig ist, aber ein Sonnenaufgang-Foto musste sein. Diese Momente auf See sind einfach unglaublich. Ich glaub’ nach Flensburg will ich auch wieder nachts segeln. ;-) – Im uebrigen soll ja der Ostwind bleiben. Ich kann’s kaum glauben.

So gegen 07h morgens haben wir dann Fehmarn erreicht und in der Marina Grossenbrode Faehre festgemacht. Gui schlich noch schnell durch den Hafen und klebte heimlich bei  Dieter and Silke einen unserer Aufkleber ins Cockpit – um die beiden etwas zu verwirren. Tatsaechlich waren unsere Freunde auch echt ueberrascht, dass wir so ploetzlich hier auftauchen. Sie sind im uebrigen auch eben zu ihrer grossen Reise gestartet und werden morgen mit ihrer SY Tamora nach Kiel weitersegeln. Hoffentlich (und warscheinlich) werden sich unsere Wege noch oefter kreuzen !