Damit wir nach derart langer Zeit auf dem Boot nicht voellig bekloppt werden, dachte sich der Captain: ‘Ein kleiner Ausflug waere mal gut !’ Ein paar zufaellig getroffene Rucksacktouristen hatten uns von ihrer Tour auf den Mont Aorai erzaehlt und so war der Entschluss auch leicht und schnell gemacht. Zac und ich fassten den Plan diesen Berg zu besteigen und eine Nacht auf einer der zwei Schutzhuetten zu verbringen.
Wir nahmen den Bus um Mittag herum und erreichten den Ort Pirae um kurz vor Eins. Leider etwas zu weit gefahren, mussten wir wieder ein Stueck zurueck laufen und uns den Weg Richtung Belvedere erfragen. Dieses Restaurant auf 700m stellt den Startpunkt dar und bis dahin reicht auch eine geteerte Strasse, die wir dann zu Fuss raufmarschierten. Sehr ermuedend, das laufen auf Asphalt !
Direkt hinter dem Belvedere startet aber der Wanderweg und ich zog gleich mal die Flipflops aus und freute mich, den angenehm feuchten Boden zu fuehlen. Barfuss-Wandern ist wohl eine der schoensten Sachen. Kaum etwas begeistert mich mehr, als durch Matsch und ueber Nasse Blaetter, Lehm und Steinboden zu spazieren und all die kleine Variationen und Temperaturunterschiede zu fuehlen. Der Weg beginnt recht unspektakulaer und schlaengelt sich seitlich am Hang entlang bis er dann irgendwann den Grat erreicht, auf dem der Weg dann meist entlanglaeuft.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir dann die erste Huette und augenblicklich wurde der kleine Gaskocher gestartet. CousCous mit Gemuese, Suppe und Kaffee fuellten die Batterien wieder auf. Spaet Nachts liefen wir dann noch ein paar mal hinter der Huette auf und ab und photografierten mittels Langzeitbelichtung und Stirnlampe ein paar lustige Licht-Graffities. Die Nacht wurde windig und recht kuehl. Zum Glueck passte der Rucksack, den sich Zac von der SY Ustupu ausgeliehen hatte, genau in den leeren Fensterramen der Tuer und der Luftzug wurde so erfolgreich gestoppt. Wir schliefen recht lange und starteten am naechsten Tag erst gegen acht Uhr.
Der Weg lief weiter den Grat entlang und die Ausblicke auf die Nachbartaeler mit ihren vielen Wasserfaellen (einmal habe ich 16 Stueck gezaehlt !) sind atemberaubend. Zu beiden Seiten faellt der Hang beinahe vertikal ab und zumeist glaubt man, er faellt ins Endlose, denn die Sicht verliert sich nach ein paar hundert Metern in den Wolken.
Die permanente Feuchtigkeit laesst hier einen ueppigen Regenwald spriessen. Riesige Farn-Baeume ragen aus dem Dunst hervor und alles tropft und ist mit Moos und Flechten ueberzogen. Manchmal wuerde es mich nicht ueberraschen, wenn dann gleich ein Dinosaurier aus dem Gebuesch huepft. Doch das beste ist, dass man oft nur ein paar hundert Meter und um die naechste Ecke laufen muss und ploetzlich steht man auf trockenem Lehmboden und es waechst nur duerres Gras und ein paar Kiefern.
Auf der zweiten Huette in 1800m Hoehe legen wir nur einen kurzen Stopp ein und lassen die Rucksaecke liegen. Die letzten 300 Hoehenmeter laufen wir ohne Gewicht am Ruecken und sind ungleich schneller, obwohl der Weg zunehmend steiler wird und wir immer oefter richtiggehend klettern muessen. Der Gipfel ist wolkenfrei und wir legen uns ins trockene, sonnengewaermte Gras, machen ein paar Fotos und nach ein paar Minuten sind wir auch schon wieder am Abstieg.
Am Weg hinab sind wir sogleich wieder von den Wolken umhuellt. Diese sind leider voellig saturiert und so marschieren wir nun stundenlang im Regen. Der Weg wird natuerlich zu einer entsprechenden Rutschpartie und gerade als Barfusslaeufer muss man natuerlich dann noch mehr aufpassen. Aber kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir wieder das Belvedere und haben Glueck ! Denn ein Pickup nimmt uns mit bis in den Ort und auf der Ladeflaeche lernen wir einen netten Polynesier kennen, der uns anschliessend mit seinem Auto, das er extra holt noch bis in die Marina faehrt. Oh, ja die Bevoelkerung von Polynesien entspricht nach wie vor ihrem Klischee und ist unglaublich gastfreundlich. So ist es nichts ungewoehnliches, dass jemand zwei voellig verdreckte und verschwitzte Auslaender eine halbe Stunde um die Insel karrt – nur weil man eben gerne hilft. Super !
Alle Bilder wurden von Zachary Shane Orion Lough gemacht. Mehr Fotos findest du auf seiner website.