Alleine in Papeete

Gestern um 21h haben wir mit zwei Reisetaschen, einem Segelsack, drei Rucksaecken, zwei Stueck ‘Handgepaeck’ und vier Personen zum Dinghysteg uebergesetzt. Gluecklicherweise besitzen wir ein recht grosses Beiboot ! Gui macht in Argentinien ja nicht Urlaub, sondern wird viel fuer ihr Modelabel arbeiten. Um also auch ein wenig Material zu haben, nimmt sie mal locker 80kg (!!!) Baumwollstoffe im Flugzeug mit. Ein Ballen hatte nicht mehr im Gepaeck Platz und geht einfach in die ‘Handtasche’. Hahaha. Ich glaube, das ist ein neuer Ackerman’scher Logisik-Rekord. Ich persoenlich liebe es ja leicht zu reisen: Nix ist laestiger als fuenf Taschen umgehaengt zu haben, besonders wenn’s um Mitternacht noch 28 Grad hat. Gui sieht das anders: jedes zulaessige Kilo Gepaeck muss ausgenuetzt werden !

Am Steg erwartet uns Bruno Nr. 2 – der Eigner der ‘Suvarov’. Wir packen sein Auto randvoll und werden zum nahen Flughafen in Faaa gebracht. Die Schlange am Check-In ist lang – obwohl wir eigentlich drei Stunden vor Abflug bereits hier sind. Gui wollte auf Nummer sicher gehen, denn ihr Visum ist bereits vor drei Tagen abgelaufen – man weiss ja nie. Als wir am Schalter die Unmengen an Gepaeck auf die Waage wuchten ist es bereits halb elf Nachts – also schon eineinhalb Minuten nach ‘sailor’s midnight’. Den LosLocos haengen die Augenlieder schon runter und die Kinder sind sehr, sehr traurig. Sie zu troesten faellt schwer, doch die Vorfreude auf die argentinische Familie siegt am Ende doch.
Bei der Passkontrolle kommt es wie erwartet: Gui und die Kinder werden erst mal beiseite genommen. Dass Gui beinahe den gesamten Montag auf der Polizeistation in Papeete verbracht hat, um dieser Situation zu entgehen, hilft gar nichts. Erst mal sehen die Uniformierten nur Probleme. Eigentlich ja nicht schlimm, denn Gui will ja AUSreisen und daran werden sie die Behoerden wohl kaum hindern. Doch es steht natuerlich auch die problemlose EINreise Ende Februar am Spiel. So wird eifrig diskutiert und erst als die Behoerden unsere etwas komplizierten Umstaende erfassen lichten sich die Gesichter. Wenn man in Deutschland gelebt hat, dann ist ja natuerlich alles gaaaanz anders. Huh ? Keine Ahnung. Aber das war es, was dann die Formulare wieder in den Schubladen verschwinden liess.
Vom Flughafen laufe ich dann die Uferstrasse zurueck nach Sueden in Richtung Marina. Es ist annaehernd Vollmond, ein klein bisschen Wind schiebt die Starken Duftwolken der Tiare-Baeume umher. Als ich nach einer Stunde Fussmarsch wieder am Schiff ankomme, hoere ich am nahen Flughafen ein grosses Flugzeug abheben. Der Flug nach Santiago du Chili via Isla de Pasqua. Da gehen sie dahin. Jetzt bin ich also fuer drei Monate alleine.
Zum Fruehstueck huepft niemand auf dem Bett herum und ich schlafe bis in den spaeten Vormittag hinein. Nach einem Sprung ins Wasser folgt ein schneller Blick ins Internet und ich bin begeistert: FUENFZEHN wunderschoene Kommentare auf den letzten Blogeintrag ! Wie koennte mein erster Tag als Einhand-Segelboot-Bewohner schoener beginnen ? Da steigt natuerlich die Motivation und so sitze ich nach dem Bananen-Nutella-Fruehstueck schon vor’m Rechner und tippe wieder…

Ein Detail zu unserem zukuenftigen Schiff fiel mir noch ein – erfahrene Segler und Kenner des Pazifikraumes haben’s sicher schon rausgefunden: Das Schiff traegt den Namen einer Insel aus der Cook-Gruppe. ‘Suwarrow’ oder ‘Souvorow’ ist ein kleines Korallenatoll, ca. 830 WNW von Tahiti. Benannt wurde sie nach dem russichen Schiff ‘Suvorov’, welches das unbewohnte Atoll im Jahre 1814 entdeckte. Beruehmtheit errang die Insel durch den Neuseelaender Tom Neale, welcher Mitte des 20. Jahrhunderts insgesamt 16 Jahre alleine auf diesem Fleckchen Land lebte. Bernard Moitessier lernte hier viele Techniken der erfolgreichen Bewirtschaftung von Korallenatollen, welche er spaeter auf Ahe in den Tuamotus umsetzte. Suvorov (noch eine weitere moegliche Schreibweise) war immer schon ein Fixpunkt auf unserer Reiseliste. Und mein Laptop heisst auch ‘Suwarrow’ ! Zufaelle gibt’s…

Und dann habe ich auch noch eine schlechte Nachricht: Die Bilder der naechsten drei Monate werden leider eher miese Qualitaet haben. Die gute Kamera ist mit Gui nach Argentinien geflogen und ich muss auf’s Kompaktformat ausweichen. Tut ein bisschen weh, die pixeligen Fotos mit komischen Farben und starkem Bildrauschen anzusehen. Aber was soll’s. Hauptsache bunt !

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8 Responses to Alleine in Papeete

  1. hille says:

    hi daf,
    nutella plus banane oder nutella aus banane? jedenfalls guter tagesstart und bin froh zu hören, dass ihr die suvorovsche entscheidung getroffen habt. klingt echt zukunftsfroh!

    bussaln
    hille

  2. Hans says:

    Hi Käpt’n auf der einsamen Rancho-Reaxo !
    Was machst jetzt nur mit der vielen Zeit allein ?
    Deine Gedanken werden wohl immer wieder um die “Suvarov” – und was nehm ich mit, bzw. baue ich hinüber kreisen.
    Also viel zu zangeln und basteln – dabei würd ich dir gern helfen, wenn du nicht so weit weg wärst !
    Liebe Grüße von ALLEN zu Hause!

  3. Erich und Erika says:

    … ihr macht es wirklich gut – und du hast eine starke Frau und Kinder …
    Liebe Grüße aus Galicien

  4. Mike / NUBIA says:

    Kopf hoch, besser allein am Anker, als alleine auf See, die kommen ja wieder. Grüße aus dem kalten Hamburg

  5. Ach, son bisschen Schrauben ist doch häääärrlich. Dass Suwarrow Tom Neales Inselchen war, macht den Namen eures Schiffes natuerlich fast schon wieder sympatisch.
    Na, auf alle Fälle werdet ihr jederzeit in den dicken warmen Armen russischer Mariners Platz finden, denn schließlich ging General Alexander Suvorov ungeschlagen aus 93 Schlachten hervor…
    In diesem Sinne – Hände an die Hosennaht, haha
    Volker

  6. Dody says:

    Hi David, Gui und Kids,
    ich hab’ euren Blog erst heute entdeckt und kenne Euch natuerlich nicht. Macht nix, ich druecke Euch ganz fest die Daumen und schicke Euch eine gehoerige Portion Kraft um alles geregelt und auf die Reihe zu bekommen!

    Uns hat’s vor 8 Wochen erwischt. Beide Anker haben geslippt und wir sind 6 Stunden lang von den Wellen auf den Rocks herumkatapultiert worden. Wir mussten Mayday senden und konnten beim naechsten Hochwasser wieder freigeschleppt werden, Stahlschiff, kein Wassereinbruch und gluecklicherweise nur wir zwei an Bord. Versicherung haben wir auch keine.
    Danach, auf dem Slip um sie wieder segelfaehig zu machen, es war unglaublich aus welchen Ecken ueberall helfende Haende auftauchten … wir haben sie angenommen und ich werde es nie vergessen!!!
    Sie schwimmt wieder. Wir sind 800 Meilen weiter, die Beulen im Unterwasserschiff (eine ca. 30 cm tief mit einem Durchmesser von 1 m) machen sich komischerweise nicht echt bemerkbar. Wenn wir irgendwo rauskranen bald, werden wir eine Platte von 5 x 1.5 m austauschen, es war nicht moeglich zwischen hoch- und niedrigwasser weil ich nicht schweissen kann und fuer Alec alleine die Zeit nicht reicht. Und bis jetzt haben wir noch nicht mal eine Rechnung fuer’s freischleppen bekommen, wir werden moeglicherweise Probleme haben wenn sie kommt.

    Ich bin happy dass Ihr die angebotene Hilfe anzunehmen bereit seid. Es gibt viel mehr gutes in Menschen als man glauben mag!

    Ich drueck’ Euch die Daumen xxx Dody

  7. Hallo David,
    Sieht ziemlich gut aus die Suvarov – wird bestimmt ein schönes neues Zuhause. Viel Spaß beim Umbauen;-).
    Ich fliege nächste Woche wieder nach Buenos Aires zum Schiff und werde auch erst mal zwei Wochen basteln bis Ariane Weihnachten nachkommt. Dann wollen wir mal 3 Wochen Urlaubssegeln auf dem Rio de La Plata.
    Kannst Du mir ne TelefonNr oder email von Gui geben??? Es wäre doch superschön, wenn wir uns in Bs.As. treffen könnten!!!!!
    Braucht Ihr irgendetwas, was ich von hier mitbringen könnte? Lass es mich wissen!
    Liebe Grüße an Alle
    aus dem Schneienden D
    Jens & Ariane