Daily Archives: Donnerstag, der 7. Juni 2012

Vor einem Jahr haben wir Berlin verlassen !

Es ist ein altes Klischee, dass die Fahrtensegler irgendwann den Bezug zur Zeit verlieren, nicht mehr wissen, welcher Wochentag ist usw. Aber das stimmt nicht, denn es ist noch viel schlimmer ! Ich muss ueberlegen, welcher MONAT zur Zeit ist. Nein, keine Angst – ich bin bisher immer noch draufgekommen – der Grund dafuer ist einfach: da wir nun schon viele Monate ohne Jahreszeiten leben, uns aber mehr um Regen- oder Hurricane- oder Taifunzeiten kuemmern, kommen wir da ganz schoen in Schwierigkeiten. Den Wochentag oder das genaue Datum wissen wir uebrigens so gut wie nie !

So ist es dann auch kein Wunder, dass wir mittlerweile zuhauf wichtige Geburtstage verpassen und auch, dass wir nicht mal realisiert haben, dass es nun schon ein Jahr und fuenf Tage her ist, als wir Berlin verliessen und mit der Rancho Relaxo of the Seas in die Welt hinauszogen. Hoechste Zeit also, fuer eine kleine Zwischenbilanz.

Nur wo soll ich anfangen ? Ah, wie immer helfen mir die Zahlen, einen Start zu finden. Fuer die Statistik-Liebhaber: Wir waren vom 2.6.2011 bis zum 2.6.2012 an insgesamt 137 Tagen auf See und 228 Tage haben wir (zur gaenze) an Land verbracht. Dabei haben wir 8843 Seemeilen, also 16377km zurueckgelegt, was in etwa ein Viertel unserer geplanten Gesamtstrecke um den Globus ist.

Viele Sachen haben sich im letzten Jahr fuer uns veraendert. War es anfangs noch recht ungewohnt, auf kleinem Raum und mit beschraenkten Ressourcen zu leben, ist dieser dauer-Camping-Zustand mittlerweile fuer uns zur Normalitaet geworden. Wir haben gelernt, mit exotischen Lebensmitteln zu kochen, Fische mit Leine und Harpune zu fangen und bei Reparaturen zu improvisieren. Gui und ich haben einiges an Gewicht umverteilt. D.h. wir haben nicht wirklich Kilos verloren, aber Koerperfett besser verteilt oder in Muskeln verwandelt und fuehlen uns auf jeden Fall wesentlich fitter und besser als damals, als wir noch in der Stadt lebten. Bei den Kindern ist dies natuerlich kein Problem, aber sie sind gluecklich, ausgeglichen, so gut wie nie krank und geniessen die Natuer und das Zusammensein mit Familie und Freunden. Dies ist natuerlich auch einer der wunden Punkte, denn wir alle vermissen unsere Familie und unsere Freunde aus Europa wirklich sehr !

Am meisten haben wir uns aber sicherlich im seglerischen Sinne veraendert. Gui und ich besitzen nur den minimum-Segelschein, den SBF-See und hatten vor der Abfahrt ca. 2500 (ich) und ca. 500 (Gui) Seemeilen ‘Erfahrung’. Waeren es 100 Meilen gewesen, haette es wohl auch keinen Unterschied gemacht, denn alles was wir jetzt ueber die Segelei zu wissen glauben, haben wir waehrend dieser Reise gelernt. War anfangs fuer uns ein Toern ueber 50 Seemeilen noch ein langer Schlag, so segeln wir nun z.B. von der DomRep nach Panama (800 Meilen) ohne gross zu planen, vorzukochen oder sonst was. Noe. Wir fahren einfach mal los. In einer Woche sind wir dann ja sowieso schon wieder da…. Haben wir uns anfangs nur in Marinas und Haefen sicher und gut versorgt gefuehlt, versuchen wir diese Orte nun wenn immer moeglich zu meiden und sind viel lieber vor Anker. Man ist ungestoert, zahlt nichts, hat den Wind immer von vorne und man kann ins Wasser huepfen, wenn’s zu heiss wird.

Wuerde man uns nach Berlin zurueck beamen und wir diese Reise nochmal starten, was wuerden wir anders machen ? Wir wuerden genauso im Chaos und mit einem halbfertigen Schiff lossegeln – das kann man dann unterwegs fertig machen und das ist auch gut so. Aber wir wuerden vermutlich gleich mal bis La Coruña durchsegeln, vielleicht in Marokko nochmal anlanden und danach erst mal 4-5 Monate in Senegal, Gambier und Guinea Bissau verbringen ! Europa wuerden wir voellig auslassen. Ist nichts neues – man kennt die Kultur, die Staedte, die Menschen. Richtig interessant wurde es auf dieser Reise erst ab den Kapverden, welche im uebrigen auch ein absoluter Hoehepunkt fuer uns waren ! Auch kann man SEHR viel Geld sparen, wenn man Europa schneller verlaesst. Die Tour durch die Karibik war super, doch wuerden wir beim naechsten mal Barbados, Antigua, DomRep weglassen und dafuer wesentlich mehr Zeit in Grenada und den Grenadinen verbringen. Statt nach Norden, wuerden wir das naechste mal nach Tobago (aber nicht nach Trinidad), Venezuela und Kolumbien. Naja. Haette, wuerde, waere. Aber wie gesagt: Afrika, Leute. Das rockt !!

Letzten Endes ist die Route aber auch nicht so wichtig und jeder hat andere Vorlieben bzw. erlebt Laender und Leute auf seine eigene Art und Weise. Freunde, mit denen wir viel zusammen gesegelt sind haetten Orte, die wir ganz toll fanden, am liebsten aus ihrer Erinnerung gestrichen und andersrum. Da muss sicher jeder fuer sich seine Lieblingslaender finden. Auch haben wir festgestellt, dass es zwar gut ist, einen generellen Plan zu haben, doch zu genau sollte man dies nicht nehmen. Je laenger man unterwegs ist, desto mehr veraendern sich Plaene. So ueberlegen wir zur Zeit eine ‘Ueberwinterung’ in den Tuamotus, wuerden aber evtl. vielleicht doch auch danach nach Neuseeland, was wir uspruenglich nicht geplant hatten. Dies hat aber eher finanzielle Gruende – wir werden mal zwischendurch ein wenig Geld verdienen muessen. Was danach passiert, wissen wir nicht. Aber das koennt ihr ja hier im Blog lesen.

Vor allem aber wuerden wir auf jeden Fall wieder mit der Rancho Relaxo in See stechen ! Sie ist gross genug fuer uns und unsere Sachen, segelt schneller als man vermuten wuerde und ist vor allem stabil wie ein Panzer ! Wir lieben dieses Schiff !!

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Der erste Tag mit Bruno’s neuer Kamera

Ich wollte nur noch schnell ein paar Bilder hochladen, die Bruno bzw. Viola heute geschossen haben:

Diese beiden hab dann ich gemacht:

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