Daily Archives: Samstag, der 4. Januar 2014

Orion, das neue Jahr und ein neues Kapitel im buch ‘Motorprobleme’

Wenn ich, wie eben gerade, am Bugkorb sitze und mich an die eingerollte Genua lehne, blicke ich genau in das Sternbild Orion. Endlich mal wieder eine relativ klare Nacht. Der Mond beginnt gerade einen neuen Zyklus und liegt mit seiner hauchduennen Sichel relativ genau hinter mir. Die Suvarov wiederum liegt seit ein paar Tagen vor Anker beim Costeau Ressort. Die Suvarov und ich – um genau zu sein. Die Capitana und die zwei kleinen Piraten sind nach einer mehrtaegigen Odysee ueber Nadi und Sydney nun in Buenos Aires angekommen und essen die naechsten Tage ausschliesslich Gegrilltes. Ich bin also alleine an Bord und kann tun und lassen was ich will. Haha.

Der Flughafen in SavusavuGui am check-inViola schaut mal, was die hier fuer schoene Sachen haben.Da kommt die Maschine !Pilot und Co-Pilotauf in's Flugzeugtraurige Gesichterein letzter Blick

Das neue Jahr begann ohne grossen Rummel in Savusavu und nachdem die letzten Tage kaum Wind war und es entsprechend (zu) heiss an Bord wurde, habe ich  – und lustigerweise auch alle anderen deutschsprachigen Schiffe in Savusavu zum Resort verlegt. Hier bummel wir also nun rum, gehen schnorcheln oder schrauben am Schiff.

Ich mache natuerlich eher letzteres und schreibe deshalb auch heute die naechste Folge der Artikelserie ‘Motor ueberhitzt’: Als ich vor zwei Tagen zum Resort getuckert bin hat nach ca. 15 Minuten ploetzlich die Kuehlung unseres Motors voellig ausgesetzt. Ich war schon ein wenig ueberrascht, muss ich sagen ! Dass wir Probleme mit der Kuehlung haben ist ja nichts neues. Aber die prinzipielle Wasserversorgung – sprich die Wasserpumpe – ist bisher noch nie ausgefallen. Gut. Ich mach also den Motor aus, montiere Schlaeuche ab, checke den Impeller, aber alles ist gut. Ich baue wieder alles zusammen und nach zwei Minuten laeuft auch ploetzlich wieder Wasser aus dem Auspuff. Die SY Tamora, die gluecklicherweise gleichzeitig mit mir ausgelaufen war, blieb waehrenddessen neben mir – fuer den Fall, dass ich nicht klarkomme.

Es geht also weiter Richtung Ressort. Wind war noch immer keiner und zum Ziel sind’s auch nur noch ca. 2.5 Meilen, also tucker ich so dahin bis nach fuenf Minuten die Kuehlung abermals aussetzt !???! Was nun ? Geht’s  – oder doch nicht – oder was ? Ich mache also wieder den Schlauch von der Wasserpumpe ab und lenke diesen in eine 5l-Flasche um, starte den Motor: aus der Wasserpumpe kommt nix – aber aus dem Motor gurgelt’s lustig raus und spritzt in den Salon. Fein – -09p* der Salon ist also gespuelt und die Wasserpumpe versagt voellig. Das ist ja mal was neues zum Thema ‘Sauna an Bord’. Waehrend ich so ueber dem Motor gebeugt vor mich hinschwitze, kommt in der Aussenwelt ploetzlich eine Brise auf. Untypischerweise aus NW kommend, blaest mich ein schnell auffrischender Wind an die ca. 0.5 Meilen entfernte Kueste. Waehrend ich mit der Tamora, die schon vorraus gefahren war, nochmal funke setze ich ein Stueck Genua und segle so mal Richtung Ankerplatz, waehrend meine Gedanken weiter um die Wasserpumpe kreisen. Ich rufeabermals Dieter von der Tamora und bitte ihn, mit dem Dinghy bereit zu sein, falls ich beim Ankermanoever Schwierigkeiten habe. Er kommt mir entgegen, waehrend ich langsam, mit 2.5kn in das Ankerfeld, bestehend aus sechs oder sieben Schiffen, gleite. Ich mache den Motor an und fahre in den Wind, lasse den Anker auf 15m fallen und es kommt wieder Wasser aus dem Auspuff.

Alles klar, oder ? Also mal geht’s und mal eben nicht: so einfach ist das !

Damit kann ich mich aber dennoch nicht so richtig zurechtfinden und so hab ich heute mal die folgenden zwei Experimente ausgefuehrt:

Experiment A:

Den abgehenden Schlauch der Wasserpumpe in einen Kanister umleiten und die ausstroemende Menge bei 1400U/min messen.

Ergebnis: 400l/h.  Was genau 50% der erwuenschten Menge entspricht.

Schluss: Die eingebaute Wasserpumpe liefert dieselbe Menge Wasser, die auch im Betrieb ueber den Auspuff ausstroemt. Das Problem liegt also an oder vor der Pumpe.

Experiment B:

Mit einer elektrischen Pumpe den Durchsatz des Bordeinlasses und den eventuellen Widerstand durch den Motor eruieren. Zum Test kommt eine Pumpe von Jabso, Typ: ‘Macerator’. Nenndurchsatz: 46l/m oder mit knapp 2800l/h dreieinhalb mal so stark wie die eingebaute Impellerpumpe. Getestet wird einmal die ausstroemende Menge direkt an der Pumpe, gemessen am Schlauch, der normalerweise die Mot0r-Wasserpumpe versorgt. Und spaeter optisch die ausstroemende Menge am Auspuff.

Ergebnis: Durchsatz ca. 40l/min. (Bei Anschluss an Motor, tritt eindeutig das Mehrfache der ueblichen Kuehlwassermenge am Auspuff aus.)

Schluss: Kein nennenswerter Widerstand vor der Pumpe,  ebenfalls nicht durch den Motor.

Luft im Wasserkreislauf ? Nein.Die elektrische TestpumpeDie vordere Haelfte des Pumpengehaeuses mit Bilgepumpe (ohne Impeller und 'kurzgeschlossen')Der hintere Teil des Pumpengehaeuses mit der Welle

Das Ursache der Ueberhitzung ist also eindeutig die Wasserpumpe, welche zwar deutlich mehr Wasser liefern koennte, aber eben nur 400 statt 800l/h durch den Motor pumpt. Die Impellerpumpe ist direkt an den Motor angebaut und wird durch eine Welle angetrieben. Die Welle hat kein merkliches Spiel und liess sich beim vorsichtigen Versuch mittels Schraubendreher auch nicht drehen, ist also vermutlich intakt. Der Impeller hatte keine Abnutzungsspuren und das Pumpengehaeuse ebenfalls kaum.Da teilweise kein Wasser ausstroemt muss wohl der Impeller durchrutschen bzw. manchmal voellig blockieren. Oder jemand hat die original Wasserpumpe gegen ein identisches Modell mit halber Liefermenge ausgetauscht. Haha.

Also bleibt vorerst nichts anderes uebrig, als mal einen neuen Impeller probieren und evtl. die elektrische Pumpe bei der naechsten Fahrt bereit zu haben.

Ein Wasserflugzeug landet und faehrt kurz danach quer durch den Ankerplatz zum Steg des Ressorts.Yanmar 3QM30H waterpump, side

* eine Ameise verlor eben ihr Leben auf dieser Tastatur. Die Zeichen ‘-09p’ sind eine Art virtuelle Gedenkstaette.

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