Der japanische Patient

Gibt nicht viel zu tun in Savusavu. Das wussten wir ja schon bevor wir hier eintrafen. Gui kuemmert sich also um die Fluege und Visas, denn wir werden in der Regenzeit nach Argentinien fliegen. Gui wird dort wie auch letztes Jahr an den neuen Kollektionen fuer Coquito arbeiten und die Kinder duerfen sich mit den Grosseltern vergnuegen.

Frueh morgens in SavusavuSpiegelglattes WasserUnsere mini-Nachbarinsel, heute mal doppeltBruno und der iPod. Unzertrennlich.

Und was macht der Captain ? Schrauben. Eh klar ! Ich kann ja nicht so lange still sitzen und Arbeit gibt’s nach wie vor genug auf der Suvarov. Der Motor neigt ja immer wieder mal zum ueberhitzen, so hab ich nochmal das gesamte Kuehlsystem auseinandergenommen. Verschiedene Tipps der Bootsnachbarn und von Leon (der lokale Mechanik-Guru) wurden alle ausprobiert. Gecheckt wurde alles vom Kuehlwassereingang, Schlaeuche, Impeller, Kruemmer, Wassersammler bis zum Auspuff. Aber das Problem ist IM Motor – das war eigentlich auch schon vorher klar.

Der japanische PatientEin Kristall ? Nein - eine Opferanode.Der Deckel mit der vorderen Anode - und die Silikon(!!!)-'Dichtung'Das innere unserer Tropfsteinhoehle

Beim letzten Versuch, das Kuehlsystem zu reparieren irritierte mich, dass ich an der Stelle, an der ich es vermutete, kein Thermostat vorfand. Diesmal – mit Werkszeichnungen ausgestattet – konnte ich verifizieren, dass es wirklich fehlte ! Zum Glueck hab ich dann auch irgendwo in einer Schachtel mit Motorteilen gleich vier Thermostate gefunden, die alle voll funktionstuechtig waren und nur gereinigt werden mussten.

Die naechste Ueberraschung war der Luftfilter, den ich nebenbei reinigen wollte: der war naemlich gar nicht vorhanden ! Tja. Details… Naechster Schritt: Die Opferanoden muessen gewechselt werden. Sehr gut ! Denn hierbei kann ich auch gleich in den Motor, also in die Kuehlwasser-Kanaele des Zylinderkopfes sehen. Wieder eine kleine Ueberraschung: Statt einer Papierdichtung am vorderen Deckel war doch glatt mal wieder Haushalts-Silikon (!!) verwendet worden. Am Zylinderkopf !! Am hinteren Deckel war gleich gar keine Dichtung drin. Hehe. Gui hat mir dann schoene, neue Dichtungen zugeschnitten – Dichtungspapier haben wir zum Glueck an Bord.

So sollte das eigentlich aussehenDer Mischer - in dem Auspuffgas und Kuehlwasser zusammenkommenEntrostet und neu lackiertUnser Patient bei der Chemotherapie - mit ausstroemendem CO2

Der Blick ins Innere des Motorraumes erinnerte mich dann stark an eine Tropfsteinhoehle. Stalagmiten und Stalagtiten ueberall – und die Zinkanoden haben sich in Kristalle verwandelt. Richtig schoen ! Nur dass der Motor auf diese weise verkalkt nicht mehr gut kuehlt, ist auch klar. Laut dem allwissenden Internet sollte man solcher Verschmutzung mit Essigsaeure entgegenwirken – moeglichst regelmaessig. Doch sowas gibt’s hier nicht. Seit Gestern spuele ich das Kuehlsystem mehrmals taeglich mit ca. 5%iger Schwefelsaeure. Im Motor rauscht und gurgelt es und aus der Oeffnung oben am Zylinderkopf sieht man das CO2 ausstroemen. Schoenes Chemie-Experiment fuer unsere Schulkinder.

Nebenbei wurden dann noch einige Kleinteile entrostet, Schlauchkleppem und Schlaeuche erneuert, Oel gewechselt etc. Eine rundum-Kur fuer unseren kleinen Yamsi.

Unser Kuddel ist im uebrigen ein Yanmar vom Typ 3QM30H mit Salzwasserkuehlung. Und weil ich selber so lange danach suchen musste: eine Service-Anleitung hab ich hier gefunden !

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2 Responses to Der japanische Patient

  1. Kostas says:

    ….behalte aber bei der “chemischen Reinigung” des Kühlsystemes bitte im Hinterkopf, dass CO2 dichter, also schwerer als Luft ist…. Während es “draußen” durch Temperaturschwankungen, Luftbewegungen usw. zu einer Durchmischung und sogar zum Aufsteigen von CO2 in der Athmosphaere kommt, sammelt es sich in geschlossenen Räumen zwangsläufig am tiefsten Punkt. In Deinem Fall also in der Bilge… Da hilft nur mit Ventilatoren und Schläuchen am tiefsten Punkt abzusaugen oder laaaange mit Frischluft zu “fluten”… Kontrollieren könnte man mit CO2-Warnern oder,falls erhältlich, mit einer speziellen, explosiongeschützten Grubenlampe.