Wir warten am Sonntag bis der Wind am Nachmittag etwas nachlässt und verlassen am frühen Nachmittag die kleine Insel Flekkeroy, segeln um die Nordspitze, shiften die Genua und machen es uns unter der Kuchenbude halbwegs gemütlich.
Genau in der Ausfahrt schleicht sich von hinten ein Kreuzfahrtsschiff an und zwingt uns kurz etwas härter am Wind zu segeln, als wir möchten. Bald darauf passieren wir das Leuchtfeuer Oksøy und halten Kurs 110, etwas südlich vom Verkehrstrennunsggebiet vor Kristiansand vorbei. Dieser Kurs ist auch strömungstechnisch ideal, da wir so dem SW-setzenden Gegenstrom vor der Ostküste schnell entkommen und früher in die günstige NE-Strömung vor Dänemark kommen sollten. Der Wind ist mit WSW bis W 5-6 Bft. etwas mehr als angekündigt und wir rauschen nur mit Genua recht flott raus in den Skagerrak.
Moana wird bei dem Rollen mit achterlichen Wellen nach einigen Stunden seekrank und Kilian, der anfangs kurz schlief wacht wieder auf und möchte unterhalten werden. So ergibt es sich oft, dass wir eines oder zwei Kinder in den Armen haben und gleichzeitig das Schiff führen. Und man sollte hier schon achtsam segeln, den der Schiffsverkehr ist immens und manche Fähren rasen förmlich über’s Meer. Gui hält Moana und Wache, ich wechsle im rollenden Vorschiff eine Windel. Der 120 Meilen Trip startet nicht zu nett. Der Wind ist etwas zu viel bei der Gegenströmung und die kleinen Kinder halten uns echt auf Trab.
Irgendwann schlafen die kleinen aber beide ein und die Nachtwache verläuft etwas entspannter. Es passieren uns dutzende Frachter, Tanker und Fischer an Steuerbord. Alle von der Ostsee kommend Richtung Ärmelkanal unterwegs. Während der kurzen Dunkelphase (so ca. von Mitternacht bis zwei Uhr) kommt uns ein Kreuzfahrtsschiff entgegen und etwas nördlich von Skagen sehen wir dann den einzigen anderen Segler achteraus queren. Mobilfunkempfang hatten wir 12nm nördlich von Skagen kurz mal aus Dänemark und dann erneut wieder 22nm vor der schwedischen Westküste. – Das ist echt sehr irritierend, wenn plötzlich eine Nachricht zugestellt wird, man aber kein Land sehen kann.
Am frühen Nachmittag laufen wir bei nachlassendem Wind in Slubbersholmens ein, ein Ankerplatz-Tipp von Freunden. Als wir ankommen sind nur (?) vier andere Schiffe hier und es ist warm und soll morgen richtig heiss werden. Schnell ein Sandwich und los, Dinghy und SUP aufpumpen und zum Strand !! Die Kinderfüße haben kaum den Muschelsand berührt, da strahlen die Gesichter schon. Wir haben einen wunderschönen Strandnachmittag, die Kinder werden langsam müde und bei mir lässt die Anspannung der etwas qualvollen Überfahrt nach. Als wir zum Schiff zurückpaddeln, bemerken wir wie voll der Ankerplatz geworden ist. Wir kochen noch was und fallen früh in die Betten…