Schwachwindsegeln als Kunstform

Zweimal am Tag lade ich die Wetterdaten runter. Aber es wird dadurch nicht besser.
In den letzten 12 Stunden hatten wir einen Durchschnittsgeschwindigkeit von 1.9 Knoten ! Das sind ca. 3.5km/h oder ungefaehr so schnell wie ein Zweifinger-Faultier, das sich durch die Baeume ‘hangelt’. Gestern hatten wir noch einen Rainbowrunner (Fisch) als staendigen Begleiter, doch dem war’s wohl zu langsam und er ist abgehauen. Hahaha.
Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, nein niemals ! Jedesmal wenn uns eine Gewitterfront oder -wolke ein wenig Wind in die Segel haucht, schoepfen wir Hoffnung. Aber nur um festzustellen, dass nach der kurzen Front noch weniger Wind herrscht. So ging dann Gestern Abend nochmal der Motor fuer drei Stunden an. Da ich natuerlich gleichzeitig den Wassermacher starte, konnten wir immerhin auch gleichzeitig den Wassertank ein wenig auffuellen. Dennoch finde ich es traurig, dass wir 10 Liter Diesel in 80 Liter Wasser und 15 Meilen Bewegung ‘umwandeln’. Da ist mir Solarenergie lieber.
Tja, also haben wir eben das Schwachwindsegeln zur Kunstform erklaert und sind den ganzen Tag bei mehr oder weniger Flaute dahingetingelt. Mal Kurs 240° mal 300° – so genau nehmen wir das nicht. Hauptsache, die Segel stehen halbwegs und die Windsteuerung hat noch ein Lueftchen um die Suvarov halbwegs geradeaus zu steuern.
Ein weiterer Effekt von Schwachwind ist, dass die Temperaturen enorm steigen. Die gesamte Crew huscht von einem schattigen Plaetzchen zum naechsten. Mal im Cockpit, mal am Vorschiff, mal neben dem Mast. Immer da wo Schatten und ein Hauch Wind Erfrischung versprechen, finden sich die LosLocos als Gruppe zusammengekuschelt. Im Schiffsinneren hatten wir heute 34°C. Der arme Captain, der dann noch Kochen muss !! Zum Glueck bin ich ein alter Saunagaenger, denn wenn man das Nudelwasser abgiesst – das ist echt wie der Aufguss in der finnischen Sauna. – Die fuer die Hartgesottenen, ja.
Was kann man dann machen um nicht voellig bekloppt zu werden ? Genau. Wir halten uns der Reihe nach an der Badeleiter und lassen uns hinter’m Schiff nachziehen. Sogar ich hab heute die Badeplattform dem Eimer vorgezogen und das obwohl ich doch noch immer furchtbar Angst vor tiefem Wasser hab. Naja. Sind ja nur ca. 5000m, die’s hier nach unten geht.
Apropos: Kurz vor unserem Ziel werden wir den Tonga Graben ueberqueren. Mit 10632 Metern ist das vermutlich die zweittiefste Stelle der Welt. Da geh’ ich dann aber dann sicher nicht baden ! – Das haette ich doch dann 51,2% mehr Angst als heute ! ;-)

LATITUDE: 17°16.75S, LONGITUDE: 167°58.13W, COURSE: 291T, SPEED: 2.2, WIND: E2, TO GO: 353nm

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