Eine erste atlantische Beruehrung

Unser erster ‘Blauwasser’ Schlag liegt nun also hinter uns und in Spanien angekommen, befinden wir uns nun ploetzlich in einer anderen (Segler-) Welt. Ploetlich kaum noch Charteryachten, dafuer aber umso mehr, teils sehr individuell gestaltete Fahrtensegleryachten. Fahnen aus England, Irland, Frankreich, Polen, Norwegen, Schweden, Deutschland umgeben uns. Aber eigentlich wollte ich etwas ueber unsere Fahrt durch die Biskaya erzaehlen. Zuerst mal ein paar Zahlen – jaaaa, ich liebe Zahlen. Hehehe.
Wir sind also insgesamt 525 Seemeilen von Brixham nach La Coruña gesegelt. Die Etmale waren: 139, 111, 120, 101 und 54 Seemeilen. Wir waren also mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,81 Knoten unterwegs. Heh. Schoen gemuetlich, so moegen wir’s.

Noch unter der Kueste Englands haben wir das Feld des Fastnet Race gequert und jede Menge Rennyachten gesichtet, welche allesamt ca 3-4 mal so schnell unterwegs waren, als wir mit der Rancho Relaxo of the Seas. Wir hatten die ersten zweieinhalb Tage Wind aus ENE und sind grossteils Schmetterling gesegelt, was bei dem atlantischen Seegang natuerlich fuer ordentliches Geschaukel sorgt. Die Capitana war etwas gruen um die Nase und dem Skipper war dabei auch nicht immer wohl. Am zweiten Tag taucht dann ploetzlich achtern die SY Tamora auf, welche einen halben Tag nach uns gestartet ist. Und sie bringen uns jede Menge Delfine mit, welche uns ca. eine Stunde lang begleiten.

In einem Hochdruckgebiet angekommen haben wir nachts einem Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Ich liege stundenlang mit offen stehendem Mund und Feldstecher im Cockpit und kann mich nicht sattsehen. Leider schlaeft dann hochdruckbedingt auch nachts mal der Wind ein. Uebrig bleibt dann nur ein sehr, sehr langer atlantischer Schwell aus WNW welcher vermutlich von einem Tief vor Island auf seine lange Reise geschickt wurde. Nachts im Bett fuehlt sich das an, als wuerde der Ozean langsam atmen und dabei das Schiff im halb-Minuten-Takt hoch und runter heben.

Am dritten Tag bekommen wir Besuch von einem etwa 10m langen Wal und kurz darauf bringt uns eine weitere Delfinschule den Wind zurueck. Wir segeln durch sehr dichten gross-Schiffverkehr langsam auf die spanische Kueste zu. Leider flaut der Wind immer weiter ab, weshalb wir uns bald bei Windstaerke 1-2 (!!) und ausgebaumten Segeln im Schleichtempo der spanischen Kueste naehern. Bei 1.5 bis 2 Knoten Fahrt zeigt dann der Plotter gerne mal so Zeiten an, wie ’101 Stunden bis Ziel’… Was einem dann schon die Hand in Richtung Zuendschloss zucken laesst. Aber nein ! Wir haben keinen Stress, die paar Stunden mit schlagenden Segeln werden wir ueberstehen und kommen dann halt ein paar Stunden spaeter an. Der Wind ist bisher noch jedesmal zurueckgekehrt.

Und so schiebt uns dann auch am morgen eine Briese aus Nord auf die Kueste zu, wo wir um 0915 dann Land sichten. Bezeichnenderweise ist es das ‘Cabo Prior’ welches aus dem Dunst auftaucht. Und schon kurze Zeit spaeter erscheint an Steuerbord der beruehmte Torre de Hercules. Wir sind in Spanien angekommen !

Nachdem wir ca. 3 Stunden geduscht hatten, packen wir unsere Klappraeder und radeln durch die Stadt, auf der Suche nach spanischen Gaumenfreuden. Und die finden wir auch im ‘El Rey del Jamón’ wo wir ‘Boccadillos de Jamón Ibérico de bellota’, queso manchego y pan con tomate y aceite geniessen. Gui trinkt zwei lecker, kuehle Biere und ich ebensoviele Glaeser Rotwein. Mann geht’s uns gut !!! Wir treffen eine sehr nette venezuelanisch/englische Familie, gehen spaeter noch Eis essen, auf den Spielplatz und um 21h fallen wir dann totmuede in die Betten. – Mit dem Schlafen ist das ja schon so eine Sache auf laengeren Fahrten. Wach-bedingt koennen wir nachts nur jeweils 4 Stunden schlafen – und die fehlenden Stunden dann tagsueber nachzuholen ist kinderbedingt nicht immer einfach. Naja, aber das werden wir auch noch auf die Reihe bekommen. Jetzt freuen wir uns mal auf ein paar schoene Wochen in spanischen und portugisischen Buchten, auf Besuch aus Oesterreich und viel schoenes Wetter !

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6 Responses to Eine erste atlantische Beruehrung

  1. Carsten says:

    Hi David und Family!
    Herzlichen Glückwunsch zur Biskayaüberquerung!!
    Andrea und ich freuen uns sehr dass Ihr und unser altes Schiff es so gut geschafft habt. Wir sind fast täglich auf Eurer Seite und drücken Daumen. Mensch und doch keine schlechte Etmale bei so wenig Wind!
    Macht sich das Schiff gut? Funktioniert noch alles so wie Ihr es Euch vorgestellt habt? Gefällt Ihr der Atlantik?
    Oohhh ich beneide Euch!!!
    Liebe Grüße
    Carsten (Exeigner)

    • dafdaf says:

      Vielen Dank, Carsten !
      Ja, die Rancho Relaxo of the Seas ist ein tolles Schiff ! Es sind bisher nur Kleinigkeiten kaputtgegangen, welche schnell und mit Bordmitteln zu reparieren waren. Ich musste im Kanal mal einen Keilriemen wechseln und aus irgendeinem Grund ist das Lot ausgefallen, aber das ist bei 4000m Tiefe auch nicht so wichtig. Hehe.
      Wir waren sicher und recht gemuetlich und vor allem, ja du sagst es, auch recht flott unterwegs was mich selbst ueberraschte. Ok. Wir hatten trotz allem einen Tag motort, aber bei so wenig Wind war das schon ueberraschend. War ein super Trip ueber den Atlantik. Als grossen Unterschied zur Ostsee und Nordsee fallen natuerlich die voellig anderen Wellen auf. Der Schwell ist schon irre und laaaaaang. Das ist eigentlich, gerade nach der zurueckgelegten Strecke auf ueberwiegend flachen Meeren eine echte Erhohlung. Aber naja, das waren auch eigentlich erst die ersten 500 von hoffentlich sehr vielen im Atlantik.

  2. Claus says:

    ola, wir sind auch gestern in la coruna angekommen und gehen euch jetzt mal suchen. wir segeln eine blaue reinke 10m: sy kira. rote folie ums masttopp – nicht zu übersehen!
    wäre schön, euch zu treffen!
    claus und tim

    • dafdaf says:

      Supi !! Wir sind z.Zt. in der grossen, aeusseren Marina Pontoon 3 glaub ich. Wollen morgen evtl. zum Leuchtturm radeln. Wir muessen uns unbedingt treffen !

  3. Fernando says:

    Hallo David, Guillermina, Bruno & Viola,

    herzlichen Glückwunsch zu Eurem gut gestalteten, spannenden und auch gut geschriebenen Blog! Ich /wir verfolgen mit großem Interesse und auch einer Portion Neid Eure Reise. Nun seid Ihr in meiner alten Heimat angekommen, olé!

    Diego freut sich auch ab und zu Fotos von seiner (leider) ehemaligen Angebetetn zu sehen. Sie sieht irgend wie sehr verändert (una chica guapa!) aus.

    Leider hat es nicht geklappt, dass wir uns in Galizien treffen, dafür haben wir 2 traumhafte Wochen an der Ostsee verbracht (stimmt nicht sie waren total verregnet :-( ). Den nächsten Urlaub machen wir wieder in meiner alten Heimat.

    Dann viel Glück auf Eurer weiteren Reise und immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel!

    Saludos
    Fernando, Dagmar & Diego (schicke mal über richtig email ein Photo von Diego)

  4. fa says:

    Chicos qué lindooooo !!!
    Thank you David for updating the website, you’re an excellent writer ! I feel completely inside the boat with all of you ! You almost made me cry reading about the dolphins and the whale…and the sky full of stars…i would have cried there seeing all that…i love it !
    please give my beautiful friend Gui lots of kisses, I miss all of you !