Wolfgang)

So, heute darf der schiffsjunge mal an die tippmaschine…

nachdem ich das deck geschruppt, die kombüse blank geleckt, der mannschaft ein 5-gänge menue (dazu spaeter) gezaubert hab, beim kielholen gleich das unterwassserschiff inspizierte, hab ich mir, so der kaept’n, eine belohnung verdient – den tageseintrag.

wenn alle kommenden tage, die paar noch bis barbados, so werden wie die letzten 24h, dann wirds uns sicher nicht langweilig. Hatten einen herrlichen Tag gehabt: sonne, wind, nicht zuviel, nicht zu wenig, saßen an deck, mal lesend, mal gesprächig, übten weihnachtslieder mit den kinden, was ziemlich unwirklich ist, bei den lokalen Temperaturen (Luft 25 – 30°, Wasser 26°. Luftfeuchte…. viel). So am späten nachmittag, wir diskutierten gerade im stile der volksfront von judaea welche Nudelvariation wir uns heute zaubern wollten (rotes oder grünes Pesto, nein grünes, weil gestern hatten wir schon rotes, dann können wir morgen wieder rotes) und hatten mit einer Enthaltung in der 3. Runde gerade abgestimmt, da stellten wir zufällig fest, dass etwas am angelhaken haengt. Und dieses etwas duerfte auch nicht zu klein sein. Also, kleine aufregung, alle mann an deck, kecher ausfahren (hm, david, wie schreibt man nochmal ]ke:schae[?), rettungsboote klarmachen und Leine einholen. Die augen traenten vor freude, da war eine Goldmakrele gefangen – DEN Speisefisch in diesen Gewässern. Und ein “Prachtpursche” sag ich euch! Zufaellig schwamm grad ein wal an unsrem boot vorbei, der war KLEINER! Ein wunderschoenes exemplar, ca. 7 kg, ‘n knappen meter lang und schon reichlich schlaff, weil wohl etwas laenger schon am haken. Wir haetten uns den bei vollen kraeften nie ins boot holen koennen. Fachmaennisch augenommen und filettiert, in der pfanne gebraten, dazu kartoffeln gekocht, ne zitronen-sahne-soße, salz, pfeffer….jaaa, ihr lacht, aber das ist hier draußen wahrer luxus – und ich kann euch schreiben, eine verdammte schinderei. Die zubereitung in der kueche erforderte sechs haende. Das schiff rollt nach allen seiten, bei rund 2,5 m welle ca. 30° nach den seiten. Man muss sich mit den beinen permanent einkeilen und mit einer hand zudem noch festhalten. Jede ebene ablageflaeche ist keine, die aufgeschlagenen eier für die panade blickten sprichwoertlich ueber den tellerrand (musste dann ohne gehen). Zudem schwamm zeitlgleich noch eine finnwalkuh mit kalb (meine vermutung) neben uns her, wodurch uns zwischenzeitlich zwei paar hilfreiche kleine haende abhanden gekommen sind (mussten gucken gehn). Aber echt klasse, die sonografischen klicklaute und -toene der wale sind im schiff leicht zu hoeren und die vorstellung man koenne mit roentgenblick keine 5 m entfernt de n walen quasi auf augenhoehe begegnen, hatte was. Also das essen war verdammt gut. An dieser stelle meiner mutter von uns allen einen herzlichen dank fürs rezept. Sie weiß ja auch verdammt gut, was es hiesst, auf einem schiff zu kochen!

Aufgrund der begrenzten flaeche ist es uns ja nicht wirklich moeglich, viel rumzulaufen, aber interessant, dass man trotzdem ein bissl muskelkater hat. Vor allem in den oberschenkeln und armen. Man ist staendig am festhalten, gleichgewichten, haut und stoesst sich, vor allem kopf, zehen und schienbeine. Hat man anfangs noch drueber laut geflucht, nimmt man es mittlerweile irgendwie hin. Richtig schmerzen tun nur die stellen, die man ohnehin schon 10 mal gestossen hat.

Uns ward auch noch eines der besten omen jedes seglers beschert. Ein kleiner vogel landete naechtens auf deck und machte rast, saß ein ‘n viertelstuendchen auf deck rum und bevor wir ihn “karlsson” taufen und fuettern konnten, flog er seiner wege,

Als erstes long distance crew-mitglied der LosLocos moechte ich mal gern erwaehnen, dass die rancho ein tolles schiff ist (und nein, ich werde für dieses urteil nicht bezahlt, noch erleichtert es meine mitunter menschenunwuerdige arbeit!). Anders zu gfk-booten, die bei vergleichbarer laenge erheblich weniger verdraengung haben, tanzt diese stahldame nicht auf den wellen, sie gestattet ihnen unter ihr durchzuwandern und macht bei einer hoeheren welle bestenfalls traege einen galan. Das suggeriert nicht nur sicherheit, sie bietet sie auch. Der lange kiel teilt die wellen ruhig…..(der schreiber haelt kurz inne und blickt sinnierend gen himmel)…. das heck naeht sie wieder zusammen… ok, genug prosa für heute.

Wir machen uebrigens ziemlich meter, also seemeilen. Unser naviplotter liegt aktuell bei noch ca. 300h bis barbados oder rund 1800 sm. Unser erstes etmal wird vermutlich bei 140 sm liegen, kalkuliert ist mit durchschnittlich 90. Die windsteueranlage haelt uns auf kurs 280, wir haben alle haende frei – um uns festzuhalten oder waehrend der wache in ruhe den tageseintrag zu tippseln…

so very long….erstmal

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2 Responses to Wolfgang)

  1. hille says:

    hej schiffsmaat,
    danke für die ausführliche schilderung – erinnerungen werden wach, schaukelschaukel und schienbeinweh!
    alle karlssons, klickwale und goldmakrelen mit euch
    hille

  2. nikola says:

    Toll toll!! Ich schaukel mit :)
    … und her mit dem Rezept!!
    alles Liebe von den Supermollis