Wolfgang)

Bruno und ich sind die “early birds” am schiff und haben, wie so oft in der letzten zeit, gemeinsam gefruehstueckt. Ungewohnt ist, dass wir das geschirr jetzt einfach stehen lassen koennen. Nichts muss sofort verstaut oder -raeumt, keine essenszubereitung im ablauf genau durchdacht werden. Die rr liegt nahezu ruhig in der carlisle bay in bridgetown, barbados.

Gestern abend sind wir also angelandet, wie es nautisch heisst. Nach 16 tagen und ein paar h, nach gesegelten zweitausendeinhundert und ein paar extra sm gegenueber 2008 errrechneten seemeilen. Die letzten 12 mussten wir von passat- auf normalbesegelung wechseln, um unter halbem wind die insel ansteuern zu koennen und sofort begleiteten uns delphine. In den letzten 3 h auf see eskortierten sie uns quasi bis zum ankerplatz. Waehrend wir an deck saßen, die vergleichsweise ruhe der schiffbewegung geniessend, weil neuer kurs, machten unsere coast guards maetzchen – schlugen piruetten und salti, sprangen synchron durch brennende reifen, zuerst zu dritt, dann fuenft, zuletzt siebt, wobei fuenf in die eine und drei in die entgegengesetzte richtung sprangen. Naja, was delphine in freier wildbahn halt so treiben….. Zum abschluss flogen zwei sogar einen looping mit rot-weiss-roter rauchspur! Sofort erhoben sich fahrtensegler und schiffsjunge und stimmten eingedenk unsrer heimat grosser soehne (und toechter!) die oesterreichische nationalhymne vierstimmig an. Nachdem strophe 17 abgesungen war, fielen sie sich in die arme und schworen unter traenen dem vaterland auf ewig treue. Auf jeden fall wars ein emotionales ankommen. Ich kann euch sagen: ganz grosse oper!

Obwohl von uns allen sehr gewuenscht, kamen wir uebrigens gestern abend nicht mehr von bord. Nicht weil der obligatorische manoeverschluck zu gross ausfiel, sondern weil es stuermte und regnete. Zudem hatte der fahrtensegler alle haende voll zu tun auf dem glatten kalkigen korallengrund, aehnlich sehr rauhem beton, ne ritze fuer unsren anker zu finden. Doch erst nachdem er unsre ankerkette wieder klar hatte, die ziemlich boese verkeilt, mit 5 m kette draußen, weder vor noch zurueck ging. Doch mit vereinten kraeften und freundlicher unterstuetzung von volker, dem skipper der hitchhike-heidi, ging dann doch alles gut. Es gibt beim ankern eine faustregel, welche distanz man tunlichst zum nachbarschiff halten soll. Ich glaube es ist: laenge der ausgelegten ankerkette x 2, was bei uns ca. 50 m waeren. Das hatten wir gestern abend zwar nicht ganz zu dem schiff hinter uns, aber so einigermaßen. Im augenblick bewundere ich die feine ornamentierung am bug dieses schiffes, selbst die kleinsten details sind mit freiem auge sichtbar und die dame an bord traegt korbchengroesse 95E – zumindest steht das auf dem etikett ihres im wind flatternden bikini-oberteils, den sie wohl ueber links traegt. Sollte ich noch erwaehnen, das ich leicht kurzsichtig bin und gerade keine brille trage? Entweder das hiesige klima beguenstigt durch via lichtbrechnung die sehfaehigkeit oder aber unser anker hat naechtens doch nicht so gut gehalten und wir sind “etwas” gerutscht. Derzeitige distanz ca. 1,5 bootslaengen, was in etwa 16 m waeren. Ich werd das mal mit dem fahrtenseger bei einem kaffee thematisieren, wenn er aufgewacht ist. Aber es gibt ohnehin nur 3 moeglichkeiten der loesung. Entweder wir verschieben das gesamte thema auf morgen und tun so, als ob nichts waere. Oder wir thematisieren doch heute, verschieben aber das verlegen des schiffs “auf morgen” oder aber wir wenden die 48h-regel an – dh, es erledigt sich in diesem zeitraum von selbst.

Zum schluss moechte ich noch eine anmerkung (d. red.) zu einem meiner ersten eintraege, “die hosenlosen” machen. In diesem hatte ich u.a. erwaehnt, dass wir mit zunehmendem verlust an sitten und aus praktischen, weil dem klima geschuldeten gruenden, uns tlw. unbekleidet an bord bewegen. Ich hatte nicht weiter darueber nachgedacht, wie gross, vielmehr international unsere leserschaft, aus aller herren (und frauen! – austrian pc) laender, die, sofern dem dt. halbwegs maechtig, unsere eintraege lesen. Dass jemand anstoss an unserem dasein im “birthday suit” nehmen koennte, kam mir gar nicht in den sinn. Dass doch, kam zufaellig in in folgender situation zutage.

Unser sat-tel laeutete und gui’s vater war dran. Wir sprachen erstmalig miteinander: “Hello wolfgango, this is mario, gui’s father, how are you? “well thanks, just fine” “oh good, good! Are you naked?” (nach einer kurzen Pause, in der ich nochmal ueberpruefte auch richtig gehort zu haben, dachte ich: die argentinier, ein lustig voelkchen: und, na klar, carneval und so, immer straigth forward, genau wie wir oesterreicher, das mag ich!) “well, funny that you ask. In fact….. I am!”

Nachher erzaehlte ich gui von dem sehr lustigen gespraech und sie klaerte mich wie folgt auf: in argentienen ist das mit dem nacktsein eher umgekehrt, als von mir angenommen und in einigen teilen europas, zumindest in berlin, ueblich. Selbst kinder, auch schon die ganz kleinen, sind an den straenden immer mindestens mit badehose bekleidet. Nackt sein iss nicht. Selbst die augenweiden des carnevals bedecken die bestimmten bereiche des koerpers, auch wenn es vergleichsweise nur die flaeche einer briefmarke ist. Sollte dieser oder andere eintraege den leser dazu gebracht haben, vor schreck und einem leisen “huch” die haende vor dem mund zu falten, wuerde ich dies bedauern.

So, we are all set up for landgang. Mehr demnaechst.

Der schiffsjunge

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3 Responses to Wolfgang)

  1. Boris Aljinovic says:

    Herzlichsten Glückwunsch. Toll geschrieben, Vorreiter der Sehnsucht und Helden der See.

  2. wolfgang says:

    Ahoy Schiffsjunge und Crew,
    schön geschrieben,
    Wenn auch nur ein Viertel wahr ist, freue ich mich eurem Abenteuer ein wenig näher zu sein, und ich lerne auch etwas über Argentinien.
    und die Fotos sind alle schon meine Lieblingsbilder.

    Viel Spaß, viele Grüße, paßt auf Euch auf, frohes Neues!

  3. Alex says:

    Ahoi Crew und Schiffjunge,

    toll eure Berichte zu verfolgen, schöne Fotos!

    Frohes Neues und viele Grüße
    Alex